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Aktion Weihnachtsbaum 2025

  • Autor Autor Ulrike Schauer
  • Publish date Published Published
Im Saal des Geislinger Markusgemeindehauses duftet es nach Gulaschsuppe. Noch ist alles ruhig, doch in ein paar Minuten wird es hier nur so wuseln: Birgit Straub und ihr Küchenteam erwarten um 12 Uhr rund 50 Helferinnen und Helfer des Evangelischen Jugendwerks im Bezirk Geislingen, die seit dem frühen Morgen ausgediente Christbäume in der Stadt einsammeln. Vier Stunden körperliche Arbeit an der frischen Luft bei Temperaturen nur knapp über null Grad – da kommt etwas Warmes, Deftiges gerade recht, und viel davon, bitte, zum Energiespeicher auffüllen. Tatsächlich: Kurz nach zwölf füllt sich in Windeseile der Saal, nach einer kurzen Begrüßung von Birgit Straub und einem gemeinsamen Dankeslied lassen es sich alle schmecken.


Fünf Betriebe aus der Gegend stellen Lastwagen.

Andreas Kölle strahlt, als er sich, mit etwas Verspätung, als einer der letzten an einen der Tische setzt. „Das Essen ist immer top, darauf freut man sich jedes Mal“, sagt er und langt kräftig zu. „Es macht aber auch sonst Spaß“, ergänzt sein Gegenüber, Jona Hieber. Die beiden waren mit weiteren Mitarbeitern den Vormittag über in Kölles Lastwagen unterwegs in Altenstadt, an der Oberböhringer Straße und im Katzenloch – dass die Gruppe als letztes eingetrudelt ist, liegt daran, dass sie ihr Gebiet komplett machen wollten. „Wir sind jetzt fertig“, erklärt Andreas Kölle denn auch stolz. Mit dem vollbeladenen Lkw wird es nach der Mittagspause zum Grünmasseplatz nach Kuchen gehen.

Kölles Lkw ist der größte; wie vier andere Unternehmer – die Firmen Granat aus Urspring, Heller aus Kuchen, Maurer aus Bad Überkingen und Rapp aus Geislingen – stellt er sein Fahrzeug an diesem Tag kostenlos zur Verfügung. Andreas Kölle ist seit Jahren dabei, früher war er im Jugendwerk aktiv, jetzt sind’s seine Kinder, „und das ist eine gute Sache, das unterstütze ich gerne“, meint er. Alexander Rapp fährt gar seit 27 Jahren mit – für die Sammelaktion kommt sein inzwischen in ganz Deutschland verstreutes Team nach Geislingen. Überhaupt wirkt der ganze Arbeitseinsatz wie ein fröhliches Familientreffen: Man kennt sich, bei vielen Ehrenamtlichen ist inzwischen der Nachwuchs dabei, und wer sich sonst nie trifft, der sieht sich halt einmal im Jahr beim Christbaumsammeln – der Termin ist für alle gesetzt.

Johannes Walter, Birgit Straub und ihr Mann Daniel sowie Damaris Bilgery vom Organisationsteam schauen sich das Gewusel zufrieden an. Auch wenn vieles eingespielt ist, sei die Aktion schon eine Herausforderung, meint Johannes Walter: „Wir brauchen Fahrer für die Lkw – unter den Jüngeren gibt es da nicht mehr so viele, die den Führerschein dafür haben.“ Eine Zeitlang habe man montags sogar noch eine Nachholaktion für Nachzügler gemacht und die restlichen Bäume eingeladen. Doch diesen Aufwand könne man heute nicht mehr betreiben, sagt Walter.

Der Termin ist fix, immer am ersten Samstag nach Dreikönig wird gesammelt. „Verschieben wegen schlechtem Wetter, das gibt’s bei uns nicht“, sagt Walter, „da würden wir die Helfer nie wieder zusammenbekommen.“ An diesem Samstag passt’s für alle: Von perfektem Sammelwetter sprechen alle befragten Helfer – und erinnern sich mit Grausen an Regentage, an Tage mit minus 20 Grad, an Matsch oder gar frischen Schneefall über Nacht, bei dem es galt, klatschnasse und schwere Bäume aus den Schneemassen zu hieven. Heute bleiben alle trocken und haben sich mit robusten Hosen und dicken Handschuhen gegen stachlige Tannenzweige gewappnet.

Auch wenn viele Geislinger die Aktion kennen, muss im Vorfeld dennoch dafür geworben werden; seit der Corona-Pandemie können die drei Euro pro Baum sogar per Paypal bezahlt werden. Diese Möglichkeit nutzten schon etliche, meint Damaris Bilgery, wobei Jona Hieber auch berichtet, dass auf ihrer Strecke so mancher Baum ohne Kennzeichnung gestanden sei, „den nimmt man dann halt doch mit, weil man ihn auch nicht stehenlassen will“, meint er. Kritik an der Zahlungsmoral mancher Geislinger übt auch Andreas Kölle („Man muss schon schauen, dass man zu dem Geld kommt“). Und er würde sich wünschen, dass Bewohner aus Mehrfamilienhäusern den Helfern öfter mal entgegenkommen – die meiste Zeit müsse man darauf verwenden, die Baumbesitzer aufzuspüren und Treppen zu den Wohnungen hinaufzusteigen.
Insgesamt aber überwiegen die positiven Erlebnisse: Viele Geislinger überreichen zusammen mit der oft aufgerundeten Summe Schokolade. Die Schätze werden nach dem Mittagessen fachmännisch begutachtet und verteilt – nach der Gulaschsuppe kommt so ein kleiner Schoko-Nikolaus oder ein, zwei Toffifee gerade recht. Simone Straub hat an einer Tür Babybel geschenkt bekommen, den kleinen kugeligen Käse – sie nimmt’s mit Humor. Die Helfer schmunzeln auch über die Funde, die sie immer wieder an den abgestellten Bäumen machen: vergessene Strohsterne, Kugeln und anderer Christbaumschmuck. Vor ein paar Jahren hätten sie einer Frau, die den Abholtermin verschwitzt hatte, sogar beim Abschmücken ihres Baumes geholfen, erzählen Simone Straub und Damaris Bilgery.

Etwas Sorge bereitet dem Organisationsteam jedoch die Zukunft: Ab 2026 wird die Aktion vom Gesetzgeber als Dienstleistung eingestuft, das Jugendwerk muss deshalb Umsatzsteuer abführen. „Wir würden dann 20 Prozent unserer Einnahmen verlieren“, sagt Damaris Bilgery. Sie und die anderen überlegen schon jetzt, was sie tun können, um das zu verhindern. Statt für die Abholung der Bäume eine Gebühr zu verlangen, müsse man wohl auf eine Abgabe auf Spendenbasis umstellen. „Es soll für die Leute nicht zu umständlich werden und für uns muss es noch funktionieren“, meint Bilgery. Es sei schade, dass alles so kompliziert werde, „wir machen das alle ja ehrenamtlich“. Mit solchen Gedanken müssen sich Jona Hieber und seine Mitstreiter nicht plagen. Dass sie nächstes Jahr wieder dabei sein werden, ist klar, jetzt geht’s drum, wie man die Aktion noch etwas aufpeppen kann. Funkgeräte für die Kommunikation, zählt Jona schon mal auf, und eine Musikbox für die Gaudi, das wäre auch was. Doch jetzt geht’s erstmal weiter mit der aktuellen Aktion. Noch ein paar Fotos vor und auf den Lkw mit ihrer grünen Fracht machen, dann düsen die fünf Teams wieder los. Und wer sich nach getaner Arbeit nochmal aufwärmen will, kann zum gemeinsamen Schwimmen ins Degginger Hallenbad gehen – das hat das Organisationsteam als Dankeschön für diesen Abend reserviert.

Bericht aus der Geislinger Zeitung von Kathrin Bulling

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