Leserbrief: Helfensteinklinik - volle Transparenz

Nun findet am 4.5. um 18 Uhr eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung statt. Wie bisher, wird wohl das Triumvirat ergebnisoffen für die Klinikschliessung plädieren. Getrieben vom Wunschdenken, sämtliche Patienten und die ca. 350 Mitarbeiter nach Göppingen umleiten zu können. Das hat schon bei der Schließung der Gyn nicht funktioniert. Das beschlossene Medizinkonzept von 2015 wurde wohl nur proforma angegangen. Laut Landrat liegt es nicht am Geld, sonst müssten wir evtl. Rathäuser oder das Landratsamt schliessen, die durch Antragsgebühren nicht kostendeckend arbeiten? In der Industrie darf man für solche Zielverfehlungen schon mal den Schreibtisch räumen. Einige höchst interessante und in der Diskussion untergegangene Details finden sich auf der Homepage www.alb-fils-kliniken.de . Leicht zu erreichen mit der Bedienfolge „Über uns“ anklicken, die unscheinbare Zeile „Menü“ anklicken, dort „Zukunftskonzept AFK“ auswählen. Es erscheinen unter anderem die drei Gutachten und besonders beachtenswert „weitere unaufgeforderte Stellungnahmen“. Hier erhält man einen Einblick in den „Geislinger Spirit“, hohe Nachfrage durch PJ-ler (Ärzte in der Ausbildung), engagierte Teams, kürzere OP-Wechselzeiten als im Eichert etc. Dieser Spirit soll nach Göppingen in ein „unpersönliches Fallzahlenhaus“ übertragen werden? Der Eichert erscheint im Bewertungsportal www.pj-ranking.de nicht unter den 279 gelisteten Kliniken, Geislingen ist bundesweit auf Platz 14! Ein Haus mit dieser Reputation soll während einer Pandemie geschlossen werden? In Geislingen werden jährlich ca. 200 Knie- und Hüftprothesen eingebaut. Im Eichert wird wohl die Mindestfallzahl von 50 Stück (hier nachzulesen) nur durch Patientenumlenkungen erreicht. Die hohe Anzahl gelingt in Geislingen wegen guter Mundpropaganda, weil die einweisenden Ärzte IHRE Helfensteinklinik kennen. Das gelingt ohne Zertifizierung mit Qualität und Herz. In der letzten BI war zu hören: Ein endoprothetisches Zentrum in Geislingen sei wegen „infrastruktureller Randbedingungen“ nicht möglich. Auf Nachfrage erfährt man, dass der nötige Orthopäde in Göppingen arbeite und ein solches Zertifikat erworben habe. Stellt sich die Frage, warum hier kein Arbeitsplatzwechsel nach Geislingen erfolgt?
In Geislingen werden die Bushaltestellen am Krankenhaus von fünf! Buslinien bedient, der Bahnhof ist eine Haltestelle entfernt. Wie sollen 350 Mitarbeiter sowie Patienten und Besucher mit dem ÖPNV zum Eichert gelangen? Alternativ morgens und abends auf der B10 je eine halbe Stunde im Stau stehen? Dort fährt eine Linie im Halbstundentakt, die Fahrt vom Bahnhof Göppingen zum Eichert dauert 20 Minuten. Glücklicherweise ist in Göppingen ein neues Leuchtturmprojekt ausgerufen worden: eine Seilbahn vom Bahnhof zum Eichert, die Buslinie wird dann abgeschafft, die Wohngebiete vom ÖPNV abgehängt. Eine Seilbahn allerdings ist nicht grundlastfähig. Bei Wind, Gewitter und Schneetreiben darf diese nicht fahren. Verhalten sich die Kreisräte wie Kreisräte oder wie Gemeinderäte? Hat hier evtl. ein Erfolgsneid die Hände im Spiel? nur ein Gedanke.

Heinz Oswald, 7. Mai 2021