Die Stimme eines SPD Kreisrats aus dem Oberen Filstal zur Schließung der Helfenstein Klinik

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Ich möchte mich nochmals bei allen Kreistags- und Parteimitgliedern aus der Raumschaft Geislingen, Böhmenkirch, Kuchen, Gingen und aus dem Oberen Filstal für die konstruktive parteiübergreifende Zusammenarbeit mit gemeinsamem Ziel, dem Erhalt der Klinik bedanken.
Es gilt festzuhalten, dass alle Kreisräte aus der genannten Raumschaft für den Erhalt und den Wiederaufbau in eine funktionierende Allgemeinklinik gestimmt haben. Was musste also passieren, dass abgesehen von der CDU und den Linken, die lobenswerter Weise geschlossen für einen Klinikerhalt gestimmt haben, ausschließlich Kreisräte, die nicht aus der Raumschaft stammen für eine Schließung stimmten?

Für mich persönlich ist das ein absolutes Misstrauen der nicht betroffenen Kreistagsmitglieder gegenüber allen Kreistagsvertretern der Raumschaft. Warum sollte sich ein Bürger aus dem Oberen Filstal noch in den Kreistag wählen lassen, wenn sein Wort ohnehin nicht gehört wird. Wenn er für befangen oder zu emotional abgestempelt wird, dann steht der Landkreis vor weit größeren Problemen, als der Schließung einer Klinik (die ich mit meinen Worten in keinster Weise herabspielen will).
Man kann die Sichtweise erhalten, dass nahezu alle Befürworter der Klinikschließung vom Landrat, den Geschäftsführern der Alb-Fils-Kliniken und den Aufsichtsratsmitgliedern dahingehend getrieben wurden, zu glauben, dass die Personalfindung und explodierende Kosten keinen anderen Schluss zulassen, als die Helfenstein Klinik zu schließen.

Dem, der sich nüchtern mit dem Thema auseinandergesetzt hat dürfte dabei jedoch nicht entgangen sein, dass eine Klinik ohne Zukunftsperspektive kein attraktiver Arbeitgeber für Fachkräfte ist, die sich ohnehin den Arbeitsort frei wählen können. Ich bin mir sicher, Geislingen könnte durch wirtschaftlich denkende Geschäftsführer, zurück zur alten Stärke zu finden und einen weitaus geringeren Abmangel erwirtschaften, als das die Klinik am Eichert können wird. Daher halte ich es weiterhin für unabdingbar, einen separaten Geschäftsführer für Geislingen einzusetzen. Die aktuellen Geschäftsführer sind eingefahren und handeln grundsätzlich im Sinne der Klinik am Eichert. Daher muss für eine Entscheidung im Sinne der Helfenstein Klinik eine neutrale Sichtweise her, die nur durch die Etablierung einer getrennten Geschäftsführung möglich ist.
Sichtbar wird das auch am Beispiel der Personalwirtschaft für den Geislinger Klinikteil. Neueinstellungen werden intern abgeworben, Auszubildende in Geislingen werden nach Ausbildungsende nicht übernommen und das Personal wird nach Göppingen abgezogen. Von den klaren Anweisungen den Rettungswägen gegenüber, Geislingen nicht anzufahren mal ganz abgesehen. Ohne Frage sind diese Zustände nicht nur suboptimal. Diese Entscheidungen schwächen den Standort weiterhin und lassen die Helfenstein Klinik am langen Arm verhungern.
Große Angst der Geschäftsführer, der Verwaltung und des Landrats sollen wirtschaftlichkeitsbedenken und mögliches fehlendes Personal für die Klinik am Eichert sein. Dies bietet noch lange kein Grund die Helfenstein Klinik herunterzuwirtschaften.
Für mich wurde das Ziel Ein Kreis, Eine Klinik und Zwei Standorte, das der Kreistag dem Aufsichtsrat mitgab gänzlich verfehlt - Und das ohne jegliche Konsequenzen gegenüber den Verantwortlichen für dieses Debakel.

Herr Landrat Wolff ist im Falle der Klinik zu sehr auf die wirtschaftliche Sichtweise der Alb-Fils-Kliniken (oder soll man eher sagen „der Klinik am Eichert“) fixiert, als sich um die Belange und die Bedürfnisse seiner Bürger in der Raumschaft anzunehmen. Dadurch verschärft sich die Gesamtsituation für Geislingen und die wirtschaftliche Lage in der Raumschaft weiterhin.
Wie kann eine Grüne Partei gegen kürzere Arbeitswege, kürzeren Besuchswege und kürzere Krankentransporte sein? Und das für nicht wenige Besucher, Angestellte und Verletzte!
Warum war die AfD gegen den Erhalt der Klinik? Diese Partei gibt sich bürgernah und konservativ – davon war beim Erhalt einer Klinik nichts zu sehen.
Die FDP stimmte geschlossen mit 100% gegen den Erhalt der Kliniken und die Freien Wähler, die sich nicht der Raumschaft zugehörig fühlen – stimmten ebenfalls mit „Ja“ und somit gegen den Erhalt der Helfenstein Klinik. Da kann man nur hoffen, die Wähler erinnern sich nicht nur im Herbst, sondern auch in den kommenden Jahren und bei den nächsten Kommunalwahlen, wie die Mitglieder gestimmt haben und ob sie diese Bürgernähe leben, die ein jeder im Wahlkampf vor sich hin säuselt.
Und nun zur SPD in der ich mich bisher als untypisches Mitglied mit etwas anderen Ansichten recht wohl gefühlt habe. An erster Stelle steht für mich das Soziale, der Mensch und die Bürger. Das Unterstützen der Schwächeren, Nächstenliebe und ausreichende Gesundheitsversorgung sollten damit einhergehen und selbstverständlich sein - So sollte man meinen -. Die SPD aus der Region Geislingen und Umgebung war einheitlich für den Erhalt der Klinik, erhielt jedoch keinerlei Unterstützung durch die anderen Abgeordneten, durch Bundestagsabgeordnete oder den Regionalrat. Und nicht nur das - durch den Antrag der SPD wird 2023 entschieden, ob eine 24 / 7 Notfallversorgung aufrechterhalten werden kann. Wie? Ja genau, Sie haben richtig gehört!

Wie soll das funktionieren, wenn es weitergeht, wie bisher und alles getan wird, um unsere Klinik überflüssig zu machen. Wie soll zukünftig eine SPD noch gegen den Abbau von Arbeitsplätzen argumentieren, wenn sie hier nicht geschlossen hinter einem Klinikerhalt steht?
Die SPD hätte mit ihren Stimmen die Klinik erhalten können. Innerhalb der SPD muss endlich eine Debatte her, wofür man stehen möchte und welche Mitglieder dies auch umsetzen können. Ein weiter so bringt uns, der Helfenstein Klinik und der SPD nichts mehr.
Fakt ist: Die Entscheidung gegen die Helfenstein Klinik am 21. Mai 2021 ist eine Entscheidung von Personen, die die Klinik nicht nutzen weil sie im Einzugsgebiet Göppingen liegen. Die Entscheidung ist eine Entscheidung, in der eine gesamte Raumschaft ausgeblendet und ausgelöscht wird. Die Entscheidung hin zur „Praxisklinik“ ist der Tod für die Helfenstein Klinik. Dann haben wir, um zum Versprechen zurückzukommen eine Klinik und ein wohl nicht ausgelastetes Ärztehaus.

In der Krise beweist sich der Charakter – Helmut Schmidt
Martin Gansloser, Deggingen

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